Johann Karl                                 Ihrer Majestät der Königin Karoline von Bayern

Mielach

um 1800                                                         Laß auf des Büchleins spielende Gebilde

Den holden Blick für mild, Erhab’ne senken!

Es beut Dir schüchtern dar ein Angedenken

Von Deines Kreuth’s anmuthigem Gefilde.

 

Wenn gute Menschen Nachsicht ihm und Milde,

Mir gute Götter Kraft und Leben schenken;

Wird es den Flug alljährlich höher lenken,

Frohmüthig unter Deines Namens Schilde.

 

Und möcht’ ich auch zu kühn die Bitte wagen,

(Zwar  hat mich mein Vertrauen nie betrogen)

Die Bitt’ um Huld dem kleinen Liedgewinde;

 

So muß ich doch noch diese zweite sagen:

O, bliebe stets auch Deinem Kreuth gewogen,

Ihm, Deiner Mutterliebe Pflegekinde!

 

 

 

Johann Karl                                 Das Monument

Mielach                                         für König Max, den Erlauchten Erbauer des Bades bei Kreuth

um 1800                                                        

„Nein, segensreich war, wie der Quell, Sein Leben.“

So ruft der Stein hier unter Seinem Bilde.

Einstimmen froh Bavaria’s Gefilde,

Die sich zum größern Denkmal Ihm erheben.

 

Ja, Er war gut, wie’s Keinen je gegeben,

So edel, bieder, menschenfreundlich, milde,

Ein Feind der Lüge finster’m Truggebilde,

Und stilles Wohlthun war Sein liebstes Streben.

 

Doch preis’t an Ihm nicht bloß die Herzensgüte;

Max hat Sein Volk mit Höh’rem noch beglücket.

Von vielem laßt zwei Gaben nur erwähnen:

 

Die Königskron’ und der Verfassung Blüthe!

Lohn’ Ihm, o Herr! der früh’ Ihn uns entrücket;

Wir weih’n Ihm dankbar ew’ger Liebe Thränen!

 

 

 

 

Johann Karl                                 Der Hohlenstein

Mielach

um 1800                                                         Komm’, Pilger, sieh, was hier auch hold dir schufen

Gemüth und Geist des Besten seit Aeonen!

Die kleine Mühe wird sich süß dir lohnen.

Du steigst zum Gipfel auf bequemen Stufen,

 

Zugänglich selbst des Saumthiers sichern Hufen.

„Wie groß, wie herrlich schön! Hier möcht’ ich thronen,

Hier Hütten bau’n, mit Freunden traulich wohnen!“

So wirst du, Pilger, jetzt begeistert rufen.

 

O, der blickt stolz auf laute Freuden nieder,

Wer hier den Reiz der Einsamkeit belauschet!

Dein Glück mitfühlend säuseln froh die Bäume.

 

Es preisen Gott mit dir der Vögel Lieder.

Sonst Schweigen rings! Kein Weltgetöse rauschet

Empor zum stillen Reich anmuth’ger Träume.

 

 

 

Johann Karl                                 Tegernsee

Mielach

um 1800                                                         Mein Tegernsee! dich kann ich nicht besingen.

Sieh, Thrän’ auf Thräne thaut herab die Wangen,

Der Tage denkend, welche dir vergangen.

Bald hör’ ich theure Stimmen fern erklingen,

 

Bald traute Bilder nah’n auf Traumesschwingen.

Dort seh’ ich rings die Berge flammend prangen,

Hier von dem lieben Vater Max umfangen - -

Mein Tegernsee! mir kann kein Lied gelingen.

 

Dein Reiz, dein Ruhm, dein Name sterben nimmer!

Wenn einst auch dir der Stunden letzte schallet,

Dein Schloß selbst alles Ird’schen Schicksal theilet;

 

Du bebe nicht! Geweihet ist für immer

Die Stätte, wo ein guter Mensch gewallet,

Und o der Beste hat in dir geweilet!

 

 

 

 

Johann Karl                                 Die Königsalpe

Mielach

um 1800                                                         Du schauest staunend dann erst ganz erschlossen

Der Alpenwelt geheimeres Entzücken,

wenn du erklimmst die höhern Felsenrücken

Froh im Verein mit traulichen Genossen.

 

Auf denn! Empor hieher! Frisch, unverdrossen!

Bald darfst du dich mit Alpenröslein schmücken,

Nach Herzenslust süßduft’ge Beeren splücken,

Vom Balsamhauch des Aethermeers umflossen.

 

Sieh, Hygeg’s Ziegen hier, dort Geryon’s Heerde,

Und noch viel Schöneres, was ich veschweige, -

Gefühle, Reize, hehr und ungeahnet!

 

Und auf zu Ihm entschwebt vom Dom der Erde

Dein Dankesflüstern durch die Blüthenzweige,

Der einst den Pfad, hieher auch, dir gebahnet!

 

 

 

Johann Karl                                 Der Sagenbach

Mielach                                         beim Maxbad

um 1800

Wanderer:   Bächlein, woher dein Nam’

Bach:                                                                Ich flüstre Sagen.

Wanderer:   O schön! Du wirst wohl heitre nur erdichten;

                         Eilst ja so fröhlich murmelnd hin!

Bach:                                                                 Mit nichten!

                         Ich melde, was sich wahrhaft zugetragen

 

                         In längst vergangenen beglücktern Tagen.

Wanderer:    O, wolle freundlich denn auch mir berichten

                         Nur eine deiner lieblichen Geschichten!

                         Gleich um den Stuhl hier möcht’ ich dich befragen.

 

Bach:             Dieß eben ist die herrlichste von allen.

Merk’ auf! – Zu mir her lenkt’ einst Max die Schritte,

Der Vater, Seinem Volke nie vergessen.

 

Da hat mein kindlich Plaudern ihm gefallen,

Und, wie ein Gott in seiner Schöpfung Mitte,

Ist sinnend auf dem Stuhl’ Er lang gesessen.