um
1800 Laß auf des Büchleins
spielende Gebilde
Den holden Blick für mild, Erhab’ne senken!
Es beut Dir schüchtern dar ein Angedenken
Von Deines Kreuth’s anmuthigem Gefilde.
Wenn gute Menschen Nachsicht ihm und Milde,
Mir gute Götter Kraft und Leben schenken;
Wird es den Flug alljährlich höher lenken,
Frohmüthig unter Deines Namens Schilde.
Und möcht’ ich auch zu kühn die Bitte wagen,
(Zwar hat
mich mein Vertrauen nie betrogen)
Die Bitt’ um Huld dem kleinen Liedgewinde;
So muß ich doch noch diese zweite sagen:
O, bliebe stets auch Deinem Kreuth gewogen,
Ihm, Deiner Mutterliebe Pflegekinde!
um
1800
„Nein, segensreich war, wie der Quell, Sein Leben.“
So ruft der Stein hier unter Seinem Bilde.
Einstimmen froh Bavaria’s Gefilde,
Die sich zum größern Denkmal Ihm erheben.
Ja, Er war gut, wie’s Keinen je gegeben,
So edel, bieder, menschenfreundlich, milde,
Ein Feind der Lüge finster’m Truggebilde,
Und stilles Wohlthun war Sein liebstes Streben.
Doch preis’t an Ihm nicht bloß die Herzensgüte;
Max hat Sein Volk mit Höh’rem noch beglücket.
Von vielem laßt zwei Gaben nur erwähnen:
Die Königskron’ und der Verfassung Blüthe!
Lohn’ Ihm, o Herr! der früh’ Ihn uns entrücket;
Wir weih’n Ihm dankbar ew’ger Liebe Thränen!
um
1800 Komm’, Pilger, sieh, was
hier auch hold dir schufen
Gemüth und Geist des Besten seit Aeonen!
Die kleine Mühe wird sich süß dir lohnen.
Du steigst zum Gipfel auf bequemen Stufen,
Zugänglich selbst des Saumthiers sichern Hufen.
„Wie groß, wie herrlich schön! Hier möcht’ ich
thronen,
Hier Hütten bau’n, mit Freunden traulich wohnen!“
So wirst du, Pilger, jetzt begeistert rufen.
O, der blickt stolz auf laute Freuden nieder,
Wer hier den Reiz der Einsamkeit belauschet!
Dein Glück mitfühlend säuseln froh die Bäume.
Es preisen Gott mit dir der Vögel Lieder.
Sonst Schweigen rings! Kein Weltgetöse rauschet
Empor zum stillen Reich anmuth’ger Träume.
um
1800 Mein Tegernsee! dich kann
ich nicht besingen.
Sieh, Thrän’ auf Thräne thaut herab die Wangen,
Der Tage denkend, welche dir vergangen.
Bald hör’ ich theure Stimmen fern erklingen,
Bald traute Bilder nah’n auf Traumesschwingen.
Dort seh’ ich rings die Berge flammend prangen,
Hier von dem lieben Vater Max umfangen - -
Mein Tegernsee! mir kann kein Lied gelingen.
Dein Reiz, dein Ruhm, dein Name sterben nimmer!
Wenn einst auch dir der Stunden letzte schallet,
Dein Schloß selbst alles Ird’schen Schicksal
theilet;
Du bebe nicht! Geweihet ist für immer
Die Stätte, wo ein guter Mensch gewallet,
Und o der Beste hat in dir geweilet!
um
1800 Du schauest staunend dann
erst ganz erschlossen
Der Alpenwelt geheimeres Entzücken,
wenn du erklimmst die höhern Felsenrücken
Froh im Verein mit traulichen Genossen.
Auf denn! Empor hieher! Frisch, unverdrossen!
Bald darfst du dich mit Alpenröslein schmücken,
Nach Herzenslust süßduft’ge Beeren splücken,
Vom Balsamhauch des Aethermeers umflossen.
Sieh, Hygeg’s Ziegen hier, dort Geryon’s Heerde,
Und noch viel Schöneres, was ich veschweige, -
Gefühle, Reize, hehr und ungeahnet!
Und auf zu Ihm entschwebt vom Dom der Erde
Dein Dankesflüstern durch die Blüthenzweige,
Der einst den Pfad, hieher auch, dir gebahnet!
um
1800
Wanderer: Bächlein, woher dein Nam’
Bach: Ich
flüstre Sagen.
Wanderer: O schön! Du wirst wohl heitre nur erdichten;
Eilst ja so fröhlich murmelnd hin!
Bach: Mit
nichten!
Ich melde, was sich wahrhaft zugetragen
In längst vergangenen beglücktern Tagen.
Wanderer: O, wolle freundlich denn auch mir berichten
Nur eine deiner lieblichen Geschichten!
Gleich um den Stuhl hier möcht’ ich dich
befragen.
Bach: Dieß eben ist die herrlichste von
allen.
Merk’ auf! – Zu mir her lenkt’
einst Max die Schritte,
Der Vater, Seinem Volke nie
vergessen.
Da hat mein kindlich
Plaudern ihm gefallen,
Und, wie ein Gott in seiner
Schöpfung Mitte,
Ist sinnend auf dem Stuhl’
Er lang gesessen.